Sanierung und Restaurierung der äußeren Fassaden und des inneren Mauerwerks

In den Jahren 2021 und 2022 bildete der Kreuzgang, auf dem generationenübergreifenden Weg, alle äußeren Natursteinfassaden des Essener Domensembles in einem etwa 40- bis 50-jährigen Rhythmus restaurierend und sanierend zu erhalten, den Schwerpunkt unserer Arbeit. Über die beiden Jahre verteilt wurden vier Sanierungsabschnitte dafür vorgesehen, die vom Münsterbauverein finanziert werden konnten.
Begonnen wurde mit der Sanierung des äußeren und inneren Mauerwerks der vier Kreuzgangflügel. Die drei stark geschädigten Strebepfeiler des ältesten Flügels im Osten (etwa 1240) machten den Anfang. Dazu wurde vorbereitend der Versetz- und Fugmörtel des nördlichsten Strebepfeilers genauer analysiert, um ggf. historische Baubefunde abzusichern und einen geeigneten Mörtel für die notwendige Sanierung zu bestimmen. Die Probe wurde durch das Geologisch-Technische Büro in Moers (Karin Kirchner) mithilfe der Röntgendiffraktometrie und Durchlichtmikroskopie auf ihre mineralische Zusammensetzung hin untersucht. [1]
Wie die Untersuchung des Mörtels gezeigt hat, besitzt dieser einen ungewöhnlich hohen Anteil an Ziegel im Zuschlag. Ziegelsplitt bzw. gerundete Ziegelbruchstücke als Zuschlagstoffe stellen eine hydraulische Komponente dar, die zur Erhöhung der Festigkeit und des Widerstands gegen Feuchtigkeit beiträgt. Diese Methode wurde bereits von den Römern angewendet.
Zudem finden sich – wie in historischen Mörteln nicht unüblich – Bestandteile von Holzkohle in der Probe (Abb. 6). Es ist bekannt, dass Holzkohle bei einem zu erwartenden Feuchteeintrag zur Verbesserung der Mörteleigenschaften dienen sollte. Auffällig sind der relativ geringe Sandanteil und die geringe Korngröße des Sandes (Abb. 7).
Eine genaue Alterseinordnung war laut Frau Kirchner schwierig. Mörtelproben vergleichbarer Zusammensetzungen hinsichtlich des hohen Ziegelanteils sind aus dem Mittelalter  bekannt. Aufgrund des Holzkohleanteils wäre evtl. eine Altersdatierung mithilfe der C14-Methode eine Möglichkeit, um eine ungefähre Zeiteinschätzung abgeben zu können.
Deshalb wurde die Probe an das Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie GmbH (CEZA), Mannheim geschickt, um ggf. eine Altersdatierung an den herauspräparierten Holzkohleanteilen mithilfe der C14-Methode vornehmen zu können. Wie dem Untersuchungsbericht [2] zu entnehmen ist, handelt es sich bei den vermeintlichen Holzkohleanteilen vielmehr um reines Grafit. Die Altersdatierung des Grafits wird auf über 49.000 Jahre angegeben. Aufgrund des ungewöhnlich hohen Alters enthält der Grafit auch kein C14 mehr. So konnte leider keine genauere Alterseinordnung des Mörtels mehr vorgenommen werden.
Durch Austausch nicht mehr zu erhaltender Steine, Abschälen von Steinoberflächen bis auf „gesunde“ Steinsubstanz und Neuverfugung (Abb. 8) konnte die stützende Funktion der Strebepfeiler wiederhergestellt und die Wasserableitung, vor allem auch durch die Überarbeitung der Strebepfeiler-Abdeckungen, wieder gewährleistet werden (Abb. 9). Weitere Schäden am Ruhrsandstein-Mauerwerk wurden in der Folge erst am nach dem Krieg neu errichteten Nordflügel (Abb. 10, Abb. 11), später am eingewölbten West- und Südflügel in gleicher Weise wie an allen bisherigen Fassadenabschnitten des Domes beseitigt. Dass dabei die Außenfassaden zum Kreuzgang-Innenhof durch Witterungseinflüsse, aber auch „aggressiven“ Grünbewuchs (Efeuwurzeln) stärker betroffen waren, erklärt sich leicht. Dass diese Wurzeln in der Lage waren, 5–10 cm dicke Mauerwerksschalen im Sockelbereich des Süd- und Westflügels herauszusprengen, zeugt von der Zerstörungskraft mancher Vegetation (Abb. 12). So werden wir in Zukunft darauf achten müssen, was im Kreuzgang wachsen darf – und was nicht.
Am Außenmauerwerk des West- und des Südflügels (gleichzeitig die untere nördliche Außenwand des Domes) wurden durch die Mitarbeiter der Fa. Baufeld 32 nach Schablonen angefertigte Vierungen und Ersatzsteine eingesetzt (Abb. 13) und sämtliche Fugen in farblich angepasstem, sulfatbeständigem Trasskalkmörtel (TKF) der Firma TUBAG erneuert (Abb. 14). Zwei abgescherte Schalen an Sockelquadern im Südflügel, Mauerwerk zum Innenhof, Außenseite, östliches Joch wurden mit zweikomponentigem Hochleistungsklebemörtel FIS V 360 S der Fa. Fischer [3], einem styrolfreien Vinylester-Hybridmörtel, wieder angesetzt und somit gesichert (Abb. 15).

 

[1] Karin Kirchner, Geologisch-Technisches Büro Moers, Untersuchungsbericht Essener Dom, Fug- und Versetzmörtelprobe nördlichster Strebepfeiler des Kreuzgang-Ostflügels, Moers, 14.07.2021.

[2] Dr. Susanne Lindauer, Untersuchungsbericht Essener Dom August 2021, Nr. 210396, Altersbestimmung mit Radiokohlenstoff (14C), Mannheim, 28.09.2021.

[3]<https://www.fischer.de/de-de/produkte/schwerlast-befestigungen-chemie/injektionsmoertel/hochleistungsmoertel-fis-v-fis-vw-high-speed>, aufgerufen am 31.03.2023

 

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